Die Kultivierung liebender Güte (metta bhavana)

Wir empfehlen generell, dass Du die hier vorgestellten Meditationstechniken zuerst bei uns vor Ort ausprobierst, bevor Du sie alleine übst.  Du kannst diese Meditation an geraden Tagen bei uns erlernen und üben.

Anleitung

Die Kultivierung liebender Güte ist eine mindestens 2.500 Jahre alte Meditation zur bewussten Entwicklung positiver Geistes- und Gemütszustände. Auf Pali heißt diese Meditation metta bhavana. Während bhavana recht einfach als Kultivierung, Entstehung oder Entwicklung übersetzt werden kann, gibt es kein passendes deutsches Wort zur Übersetzung von metta. Metta beschreibt einen Geistes- und Gemütszustand, der frei ist von Abneigung, Wut oder gar Hass, sondern im Gegenteil äußerst positiv, zugewandt, inklusiv und grenzenlos ist. Stell Dir vor, Du könntest jedes fühlende Wesen so lieben wie die Person, die Dir am nächsten steht – ein Familienmitglied, eine/n Freund/in, eine/n Partner/in. Genau diese Öffnung des Herzens gegenüber allen Wesen üben wir in dieser Meditation, klassischerweise in fünf Phasen:

1. Phase: Wahres metta beginnt bei uns selbst. Wenn wir uns selbst nicht lieben oder zumindest akzeptieren und schätzen können – mit all unseren Stärken und Entwicklungsfeldern – wie können wir dann andere wirklich lieben? Wir starten also damit, uns selbst ganz bewusst und aufrichtig mit Wohlwollen, Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen. Dabei ist metta mehr als ein Gedanke oder eine Vorstellung – es ist erlebbar im Körper, für viele Menschen am stärksten in der Herzgegend, und kann sich von dort im ganzen Körper ausbreiten.

2. Phase: In der nächsten Phase wenden wir uns einem guten Freund oder einer guten Freundin zu. Vielleicht fällt es Dir gefühlt sogar leichter, metta für diese Person zu empfinden – wir sind ja oft selbst unsere schärfsten Kritiker. Nun kannst Du also jedes bis dahin entstandene Gefühl von Freundlichkeit und Wohlwollen auch auf diese Person ausweiten. Wie fühlt sich das an?

3. Phase: Die meisten Menschen, denen wir begegnen, fallen wohl in eine eher “neutrale” Kategorie. Wir wissen nicht besonders viel über sie, sehen sie vielleicht einmal und nie wieder – und wenn wir ganz ehrlich sind, interessieren sie uns oft auch nicht besonders oder werden nur dann interessant, wenn sie etwas für uns tun können. Aber auch diese Menschen wollen, genau wie Du selbst, einfach glücklich in ihrem Leben sein. In dieser Phase kannst Du Dir eine dieser neutralen Personen vornehmen und auch ihr das wünschen, was Du auch Dir selbst wünschen würdest: Glück, Erfüllung, Freiheit von Leiden, etc.

4. Phase: Du kannst es Dir vielleicht schon denken – in dieser Phase wenden wir uns einer schwierigen Person zu. Vielleicht nicht Deinem Erzfeind, aber doch einer Person, mit der Du eher keine Zeit verbringen möchtest, die Dich stört, aufregt oder anderweitig aus dem Konzept bringt. Und ja, auch diese Person will glücklich sein. Kannst Du dieses Bedürfnis auch in ihr sehen? Die Verbindung zwischen Dir und ihr auf dieser Ebene?

5. Phase: In der letzten Phase dieser Meditation dürfen alle Grenzen fallen. Wir beginnen damit, uns noch einmal alle Personen, denen wir uns bis hierhin zugewandt haben, zu vergegenwärtigen – uns selbst, den/die Freund/in, die neutrale Person, den “Feind” – und allen gleichermaßen metta zukommen zu lassen. Keine Unterschiede, keine Bevorteilung Einzelner. Von diesem Punkt aus können wir unser metta dann immer weiter ausdehnen, unser Herz für immer mehr Menschen – und auch für andere Wesen – öffnen. Können wir dann überhaupt noch von “unserem” metta sprechen, das wir “anderen” senden?

Wenn Du diese Meditation einmal ausprobieren möchtest, findest Du auf der rechten Seite eine Audio-Anleitung zum kostenlosen Download.